05.01.2022
Object Carpet recycelt jeden Quadratmeter
Firmeninfos
„Ressourcen schonen, Produkte recyceln und Umweltschutz sind fest in unserer Unternehmens-DNA verankert“, sagt Daniel Butz, Geschäftsführer von
Object Carpet, zur Philosophie des Teppichfliesenherstellers aus Denkendorf bei Stuttgart. Object Carpet recycelt bereits seit Jahren die Produktionsreste seiner Bodenbeläge. So entsteht mittlerweile aus ausgedienten Akustikfliesen die Entkopplungsplatte Vitherm des Herstellers Vöwa. Neu ist, dass Bodenleger und Objekteure ihre Verschnittreste dem dortigen Produktionsprozess wieder zuführen können.
Bei vielen Bodenlegern und Objekteuren steht Object Carpet seit 1972 für Qualität, Design und Innovationen bei textilen Bodenbelägen. Mit mehr als 1.200 Qualitäten und Farben bietet das Unternehmen eine große Vielfalt. Nicht minder wichtig ist dem Hersteller das Recycling der Produkte sowie der damit verbundenen Abfälle. Der Teppichfliesen-Spezialist benennt sein entsprechendes Engagement mit dem Motto „Zero waste, next life“ – frei übersetzt: Kein Abfall, sondern ein neues Produktleben schaffen. Object Carpet ist es nun gelungen, in einem Prozess 100 % der in der Produktion von Teppichfliesen eingesetzten Materialien zu recyceln. Deren Konstruktion ist ganz bewusst speziell auf eine spätere Wiederverwertung ausgelegt.
Am Standort Krefeld investiert der Belagshersteller folgerichtig in einen komplett nachhaltigen Produktionskreislauf. Das Ziel von Geschäftsführer Daniel Butz lautet: „Bis 2024 wollen wir nur noch zirkuläre Produkte auf den Markt bringen.“ Dafür setzt Object Carpet auf 100 % recycelbare Designteppiche ohne ökologischen Fußabdruck, um so den ökologischen Kreislauf zu schließen.
Schon sehr früh hat Object Carpet seine Teppichböden und -fliesen so konstruiert, dass sie nur saubere und zirkuläre Materialien sowie wiederverwertbare Stoffe ohne giftige chemische Verbindungen enthalten. Bei dem Hersteller läuft diese Vorgabe unter dem Claim: „Designed for Recycling.“ Bereits seit 2017 sind die Bodenbeläge frei von Bitumen, Latex sowie PVC und können zu 100 % als Sekundärrohstoff recycelt werden.
Wie aus Akustikfliesen Entkopplungsplatten entstehen
Bei Object Carpet wird stets das gesamte Produkt in einem einzigen Prozess wiederverwertet und landet nicht durch eine aufwendige Trennung, verschiedene Transportwege und hohe Kosten „nur“ in der energetischen Verwertung oder sogar auf der Mülldeponie. Zusätzlich werden 75 % aller Produkte der Gesamt-Kollektion – Stand heute – aus 100 % recyceltem Garn hergestellt. „Indem wir Produkte recyclingfähig konzipieren, wollen wir Ressourcen schonen und einer Verschwendung entgegenwirken: Der Schutz von Umwelt, Mensch und Natur ist immer die oberste Maxime“, sagt Geschäftsführer Daniel Butz.
Bei der Produktion von Akustikfliesen entstehen Reste wie Fertigwarenbeschnitt, Kantenabgänge, Garnreste, Teststücke, Materialeinstellungen, Trägermaterial und sonstiger Ausschuss. Bei Object Carpet sind das immerhin rund 400 t jährlich. Die Reste werden gesammelt, zerkleinert, geschreddert und dann geflockt. Das alles geschieht rein mechanisch, ohne den Einsatz von Chemie. Das Ergebnis ist ein Sekundärrohstoff, der aus 100 % der eingebrachten Materialien besteht, sodass kein Abfall entsteht. Über die Zuführung von Wärme und Kälte werden aus dem Sekundärrohstoff stabile Matten hergestellt.
Aus den Matten werden Platten zugeschnitten. Die neuwertigen Entkopplungsplatten werden zur thermischen und akustischen Trennung im Hochbau beim Innenausbau eingesetzt. So wird aus einem Produkt aus der Baubranche wieder ein Baumaterial. Wenn diese Entkopplungsplatten ausgedient haben, können sie wiederum recycelt werden. Die Entkopplungsplatten sorgen für Trittschallreduktion, Entkopplung und Wärmedämmung. Durch die Kombination von Entkopplungsplatten und Akustikfliesen optimiert sich der Schallabsorptionsgrad.
Mit dieser Entwicklung ist der Teppichbodenhersteller in der Lage, den eingesetzten Materialien einen zweiten Lebenszyklus zu geben. In naher Zukunft wird das erste Neuprodukt mit unendlich vielen Teppich-Lebenszyklen Premiere feiern. „Aktuell schafft Object Carpet am Standort Krefeld die Grundlagen für einen komplett nachhaltigen Produktionskreislauf. Investitionen, die sich in jeder Hinsicht für die Zukunft lohnen“, so Daniel Butz abschließend.
Fünf Fragen an Object Carpet-Geschäftsführer Daniel Butz
FussbodenTechnik: Herr Butz, das Ziel von Object Carpet lautet, bis 2024 nur noch zirkuläre Produkte auf den Markt zu bringen. Sie recyceln bereits Produktionsabfälle und Verschnittreste. Was sind die Herausforderungen, die bis 2024 vor Ihnen liegen und wie erreichen Sie Ihre Ziele?
Daniel Butz: Einer unserer Grundsätze „Designed for Recycling“ sagt aus, langfristig den größtmöglichen Nutzen für Mensch und Umwelt zu schaffen. Denn wir sind überzeugt, dass die Produkte von Grund auf so konzipiert sein müssen, dass sie im besten Fall unendlich oft recycelt werden können. Darauf konzentrieren wir uns im ersten Schritt. Aktuell fahren wir Versuche und Testings für ein neues zirkuläres Produkt. Verschiedene Garne, Träger und Rückenbeschichtungen werden auf Herz und Nieren geprüft. So sammeln wir Erfahrungswerte, um die neuen Maschinen und Technologien zu verstehen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu gehört unter anderem auch, dass Produkteigenschaften geprüft und zertifiziert werden. Und ganz nebenbei organisieren wir noch den 50-jährigen Geburtstag unseres Unternehmens in 2022.
FT: Beim Recycling von Bodenbelägen geht es häufig darum, dass man sortenreine Materialien einsetzt, um diese beim Recycling nicht aufwendig trennen zu müssen. Wie ist die Situation bei Teppichflliesen? Auf welche Rohstoffe und Materialien setzt Object Carpet?
Butz: Ja, absolut richtig. Hier haben wir bereits enorme Vorteile, da wir seit 2017 kein Bitumen, Latex oder PVC mehr in den Teppichfliesen haben, sondern unsere innovative Welltex-Rückenbeschichtung. Daher ergeben sich viel bessere Recycling-Voraussetzungen. Wir recherchieren und entwickeln aktuell sehr viel, um die Inhaltsstoffe und Bestandteile noch mehr zu reduzieren. Bezüglich Materialien prüfen wir aktuell auch Polyester und setzen grundsätzlich auf Polyamid 6 und Polyamid 6.6.
FT: Wie motiviert Object Carpet Bodenleger und Objekteure, damit diese Sie bei Ihren Recycling-Ambitionen unterstützen und Verschnittreste auch tatsächlich wiederverwendet werden?
Butz: Es geht nur gemeinsam! Wenn alle zusammenarbeiten, bedeutet das eine Win-Win-Situation für alle. Wer Müll reduzieren und Materialien wiederverwerten will, muss das Handling und den Prozess so einfach wie möglich gestalten. Im Moment läuft über unserem Außendienst eine Umfrage mit Verlegern, um Meinungen bezüglich der Realisierbarkeit einzuholen. Darüber hinaus sind wir sehr an weiteren Marktmeinungen interessiert. Verleger können sich hierzu jederzeit gerne an uns per E-Mail wenden unter recycling@object-carpet.com.
FT: Welche Rolle spielen Garne, die selbst bereits aus zumindest teilweise recycelten Materialien bestehen? Bei textilen Kleidungsstücken ist dies gerade ein großer Trend, sogar bei Sneakern.
Butz: Unsere Produkte aus recycelten Materialien herzustellen ist für uns schon eine Selbstverständlichkeit. Wir haben dies schon sehr früh seit 2011 umgesetzt und realisieren 85 % unserer Produkte aus recyceltem Garn, z. B. Econyl, das aus Plastikabfällen, Produktionsresten und recycelten Fischernetzen besteht. In unseren Kollektionen Freestile und Rugxstyle kommt außerdem recyceltes PET zum Einsatz.
FT: Im Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) bemühen sich die Mitglieder unternehmensübergreifend, ein Recycling von Bodenbelägen zu organisieren. Ist so etwas für textile Bodenbeläge auch denkbar? Welche Vorteile hat der singuläre Weg, den Object Carpet eingeschlagen hat?
Butz: Ein solches Projekt funktioniert nie ganz alleine. Deshalb arbeiten wir auch mit weiteren Institutionen, Prüflaboren und Herstellern, Partnern und anderen Technologieunternehmen zusammen. Wir sind Mitglied in verschiedenen Arbeitskreisen wie dem Renewtex, dem Heimtextilienverband oder der GUT. Uns alle verbindet das gemeinsame Ziel „Designed for Recycling“.
Andererseits gehen wir bei einigen Schritten auch alleine voraus. Object Carpet hebt sich von vielen anderen Herstellern dadurch ab, dass wir bereit sind, im großen Ausmaße in die Zukunft zu investieren. Denn wir sind der Überzeugung: Es lohnt sich.
Vita Daniel Butz:
Daniel Butz ist Geschäftsführender Gesellschafter des textilen Fliesenspezialisten Object Carpet. Gemeinsam mit den Geschäftsführern Lars Engelke, Marc Kaminski und Oliver Koskant leitet er die Geschicke des Familienunternehmen aus dem baden-württembergischen Denkendorf in der zweiten Generation.
Foto/Grafik: Object Carpet
Am Produktionsstandort in Krefeld entsteht die Entkopplungsplatte Vöwa Vitherm Vlies. Das dortige Team präsentiert das recycelte Produkt: Christina Knake (Produktentwicklung und Design), Margerete Schubert-Bähtz (Qualitätssicherung), Dimitrios Karafilidis (Qualitätssicherung), Dieter Opitz (Technik VÖWA), Heiko Kühnen (Werks- und Produktionsleitung) und Günther Vöst (Geschäftsführer VÖWA).
Foto/Grafik: Object Carpet
Produktionsreste führt Object Carpet dem Recycling-Prozess bereits seit vielen Jahren wieder zu. Künftig möchte der Hersteller auch die Verschnittreste der Bodenleger und Objekteure wiederverwerten.
Foto/Grafik: Object Carpet
Die Reste werden gesammelt, zerkleinert, geschreddert und geflockt. Der Prozess ist rein mechanisch, ohne Einsatz von Chemie. Das Ergebnis ist ein Sekundärrohstoff, der aus 100 % der eingebrachten Materialien besteht – ohne Abfall.
Foto/Grafik: Object Carpet
Aus den ehemaligen textilen Bodenbelägen entsteht schließlich ein neues Vlies, dann eine Matte und im letzten Schritt eine Entkopplungsplatte.
Foto/Grafik: Object Carpet
Mit der fertigen Entkopplungsplatte Vitherm entsteht ein neues Bauprodukt, das wiederum recycelt werden kann.
Foto/Grafik: Object Carpet
Daniel Butz ist Geschäftsführender Gesellschafter des textilen Fliesenspezialisten Object Carpet. Gemeinsam mit den Geschäftsführern Lars Engelke, Marc Kaminski und Oliver Koskant leitet er die Geschicke des Familienunternehmen aus dem baden-württembergischen Denkendorf in der zweiten Generation.