19.01.2023
Uzin Utz: „Nachhaltigkeit ist unsere DNA“
Firmeninfos
Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation – ein herausforderndes Jahr 2022 liegt hinter dem Bauchemiehersteller
Uzin Utz. Die Ulmer konnten unter schwierigen Rahmenbedingungen ihren Umsatz in den ersten drei Quartalen 2022 insgesamt um 40,7 Mio. EUR auf insgesamt 370,5 Mio. EUR steigern (+12,3 %). Dies gelang neben Preiserhöhungen durch die Steigerung der abgesetzten Menge um 5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, berichtete Vorstandsmitglied Philipp Utz auf der Online-Pressekonferenz am 19. Januar 2023. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) reduzierte sich allerdings aufgrund der gestiegenen Kosten bei Rohstoffen, Energie und Transport um 22,2 % auf 30,6 Mio. EUR (Vorjahreszeitraum: 39,3 Mio. EUR).
Den größten Umsatz konnte Uzin Utz auf dem deutschen Markt erzielen (156 Mio. EUR; +8,7 %). Im ersten Halbjahr 2022 investierte der Konzern 20,9 Mio. EUR in die eigenen Standorte – etwa in die Orange World bei Pallmann in Würzburg oder beim Kauf eines benachbarten Grundstücks am Hauptsitz im Ulmer Donautal. Zur größten Investition zählte das neue Trockenmörtelwerk in den USA – ein Markt, auf dem Uzin Utz jüngst 59 Mio. EUR Umsatz erzielen konnte (+36,7 %). Zudem erfolgte die Umwandlung der Uzin Utz AG in eine Aktiengesellschaft nach europäischem Recht (SE) – eine moderne, europäische Rechtsform, die unter anderem die Internationalität der Gruppe betone, führte Philipp Utz aus.
Renovierung und Sanierung werden stark zunehmen
Beim Marktausblick prognostizierte das Vorstandsmitglied für Deutschland Preissteigerungen in den Bauindustrie von durchschnittlich 3,5 %. Eine Normalisierung der Preisentwicklung werde erst ab 2024 erwartet. „Bei der Baukonjunktur sehen wir eine Abnahme im Neubau. Dadurch werden im Handwerk zusätzliche Kapazitäten für die Sanierung und Renovierung frei. Diese Entwicklung wird in allen Ländern zunehmen. Das ist auch unsere Perspektive“, sagte Utz. Die Verantwortlichen des Ulmer Konzerns blicken trotz aller Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft: „Gemeinsam gestalten wir das Jahr 2023 positiv und setzen unser Wachstum fort.“
Dabei soll auch das Jahresmotto für 2023 innerhalb der konzerneigenen Wachstumsstrategie Passion 2025 helfen – es lautet „Planet“: Dabei stehen nachhaltige Produkte und Prozesse im Mittelpunkt. „Wir wollen bis 2025 Vorreiter bei ressourcenschonenden Verlegesystemen und klimaoptimierten Produkten sein“, erläuterte Utz. Bis 2025 sollen die CO
2-Emissionen des Unternehmens um 25 % auf insgesamt 3.500 Tonnen gesenkt werden. Dabei fokussiere sich Uzin Utz stark auf die Kreislaufwirtschaft: etwa auf die Verringerung bzw. Vermeidung des Einsatzes von gesundheitsgefährdenden und klimaschädlichen Stoffen. Als Vorzeige-Produkt dabei nannte Utz das Uzin Hydroblock-System, das beim CO
2-Ausstoß ein enormes Einsparpotenzial im Vergleich zum Epoxy-System habe (3,3 Tonnen CO
2-Äquivalente auf 1.000 m
2).
Es gelte zudem, den Produktlebenszyklus zu verlängern und die verwendeten Rohstoffe in der Kreislaufwirtschaft zu erhalten sowie in neuen Produkten einzusetzen. Philipp Utz hob dabei die Uzin-Produkte mit Rohstoffen aus dem Bio-Mass-Balance-Ansatz hervor, die für eine Einsparung von 3.000 Tonnen CO
2-Äquivalenten pro Jahr sorgen. Der Vorteil: Uzin Utz reduziert den CO
2-Ausstoß, ohne dass sich die Verarbeitungseigenschaften der Produkte verändern. „Nachhaltigkeit ist unsere DNA“, betonte Utz. Investitionen in Photovoltaikanlagen sowie die Umrüstung jedes zweiten Autos aus dem Fuhrpark in ein Elektro-Fahrzeug sollen zur weiteren Reduzierung des CO
2-Fußabdrucks beitragen.
Uzin stellt neues Komplettsystem auf der Messe BAU vor
Im Anschluss präsentierten die Verantwortlichen der Konzernmarken Uzin, Pallmann/RZ, Wolff und Pajarito, Arturo und Codex Neuheiten, die in dieses nachhaltige Leitmotiv einzahlen – von denen FussbodenTechnik an dieser Stelle einige ausgewählte Produkte exemplarisch vorstellt. So kündigte der Leiter der Business Unit Uzin, Steffen Kallus, an: „Uzin wird auf der Messe BAU 2023 ein CO
2-optimiertes Komplettsystem vorstellen, das aus Grundierung, Spachtelmasse und Klebstoff besteht. Vorteil: Es werden bekannte Produkte sein, bei denen es trotz CO
2-Einsparung keinerlei Veränderungen in den Verarbeitungseigenschaften gibt. Ein ganz wichtiger Aspekt für die Akzeptanz nachhaltiger Produkte bei unseren Handwerkskunden.“
Eine weitere Neuheit ist das Uzin Turbolight-System CA auf Gipsbasis: Es sei deutlich spannungsärmer als das zementäre System und nach fünf Tagen belegreif. Es besteht aus dem Gips-Leichtausgleichsmörtel Uzin SC 904, dem Glasfaser-Rennoviervlies Uzin RR 201 und dem Gips-Dünnestrich Uzin SC 997. Das komplettes System ist gefahrstoff-kennzeichnungsfrei. Das neue System spare laut Kallus im Vergleich zum zementären System 9 Tonnen CO
2 bei 1.000 m
2 ein – diese Emissionen entsprechen einer Fahrt von ca. 50.000 km mit einem durchschnittlichen Pkw. Das System eigne sich für Punktlasten bis zu 2 KN.
Um sein Sortiment aufmerksamkeitsstark zu präsentieren, startet Uzin dieses Jahr die neue internationale Kommunikationskampagne „Have Uzin this?“ – frei übersetzt: „Hast du das schon gesehen?“ Die Fragestellung dient als kommunikative Klammer sowie Basis für die Kampagne: Sie soll in der dynamischen Medienlandschaft zum einen auf unterhaltsame Weise Aufmerksamkeit für die unterschiedlichen Bodenlösungen mit Produkten der Marke Uzin erregen. Zum anderen soll sie Uzin als Anbieter für ganzheitliche Lösungen nahebringen. Die Kampagne startet 2023 auf allen Kanälen.
Wolff zeigt Schwergewicht für die Entfernung großer Flächen
Jürgen Rehmann vom Werkzeug- und Maschinenhersteller Wolff stellte auf der Pressekonferenz ein echtes Schwergewicht vor: den Ride-on-Stripper Independence. „Er macht Fläche wie kein anderer.“ Der Stripper eignet sich zur Entfernung aller textilen und elastischen Bodenbeläge sowie für die Entfernung von Parkett, keramischen Fliesen und Sportbelägen. Ride-On- oder Walk-Beside-Betrieb sind wahlweise möglich. Beim neuen Ramhammer handelt es sich um einen Abbruchhammer mit hoher Schlagkraft für das einfache Entfernen von keramischen Fliesen. 1.300 Schläge pro Minute sind damit möglich.
Rehmann stellte im Rahmen des „Planet Jahrs 2023“ die neue Photovoltaikanlage bei Wolff in Ilsfeld vor. Die Investition in Höhe von 320.000 EUR ermögliche eine neue Gesamtleistung von 330 KWh, wobei sogar noch Kapazitäten ins öffentliche Netz eingespeist werden können. Die Inbetriebnahme erfolgte im Januar 2023.
„Magisches“ Jahr steht bei Pallmann bevor
Der Pallmann-Markenverantwortliche Klaus Stolzenberger berichtete, dass das Jahr 2023 bei den Würzburgern „magisch“ werde. Unter dem Motto „Magic Oil verändert alles“ stellt Pallmann die Magic Oil-Serie in den Fokus. „Lösemittelfrei, sicher in der Anwendung, umweltbewusst, aus nachwachsenden Rohstoffen und im Einklang mit einem der nachhaltigsten Bodenbeläge Parkett. Dieses Jahr wird ein neues Parkettöl hinzukommen“, kündigte Stolzenberger an. Neben der einfachen Anwendung und schnellen Trocknungszeit liegen die Vorteile der Magic Oil-Parkettöle in der Betonung der natürlichen Farbe und Struktur des Holzes – denn das Öl dringt tief in die Zellen des Holzes ein und verhindert, dass andere Flüssigkeiten einwirken können.
Gerben Bouwmeester von Arturo präsentierte Arturo Microcement – das neue, mineralische Produkt für Böden, Wände und Möbel. „Der pastöse Belag besteht ausschließlich aus natürlichen Materialien wie Zement, Farbpigment und Wasser.“ Das mit dem Emicode EC 1 Plus zertifizierte Produkt wird gespachtelt und erzeugt dadurch ein robustes und gleichzeitig modernes Aussehen in zwölf möglichen Trendfarben. Arturo Stark ist das verschleiß-, reiß- und kratzfeste Bodensystem innerhalb des Sortiments. „Durch die Kombination bestehender und neuer Produkte werden statische Risse bis zu 2,5 mm überbrückt. Perfekt geeignet für Renovierungsarbeiten“, führte Bouwmeester aus.
Mit all diesen Produkten sollen Handwerker künftig nicht nur zuverlässig Bodenlösungen umsetzen können, sie helfen dabei gleich auch noch Klima und Umwelt zu entlasten – gemäß dem Jahresmotto „Planet“.
4 Fragen an Uzin Utz-Vorstand Philipp Utz:
FussbodenTechnik: Herr Utz, inwieweit spüren Sie bei der Versorgung mit Rohstoffen noch Nachschubprobleme – und wird die Versorgungssituation aktuell besser?
Philipp Utz: In der Tat war es so, dass das Jahr 2021 das gravierendste war mit den größten Versorgungsengpässen. Das hat sich eigentlich seit Anfang 2022 entspannt. Seit Mitte vergangenen Jahres sehen wir eine deutliche Entspannung. Es sind heute wieder alle Rohstoffe in der Menge verfügbar, wie wir sie benötigen. Das hat natürlich zum einen auch mit einem gewissen Rückgang in der Weltkonjunktur zu tun, zum anderen sehen wir aber auch, dass die Transportkapazitäten wieder verfügbar sind. Gerade aus Asien und den USA war es in der Vergangenheit oft so, dass die Rohstoffe zwar grundsätzlich verfügbar waren, aber eben nicht dort, wo sie benötigt wurden.
FT: Die Auftragslage im Handwerk war am Jahresende 2022 so gut, dass Handwerker in der Regel überbucht waren. Welchen Eindruck hat der Uzin-Außendienst aktuell von der Auftragslage des Handwerks?
Utz: Grundsätzlich kann sich aufgrund der rückläufigen Baugenehmigungen schon der Eindruck ergeben, dass die Auftragsnachfrage sinken wird. Aber man muss sagen, im Innenausbau kommt die Entwicklung in der Regel ein, zwei Jahre zeitverzögert. Deswegen sehen wir tatsächlich für die ersten sechs Monate 2023 noch keinen Rückgang. Unsere Kunden spiegeln uns überwiegend, dass die Auftragsbücher weiter gut gefüllt sind. Es gibt auch einzelne Kunden, besonders größere Objekteure, die sogar das gesamte Jahr schon die Auftragsbücher gefüllt haben. Was die Nachfragesituation angeht, sehen wir deshalb sehr positiv in dieses Jahr 2023.
FT: Auf welche Messen geht Uzin Utz in diesem Jahr und welchen Stellenwert haben diese?
Utz: Präsenzmessen haben für uns weiterhin einen extrem hohen Stellenwert. Wir haben in 2020 auch digitale Messekonzepte mit verfolgt und erste Erfahrungen gesammelt, aber wir haben doch festgestellt, dass wir als Unternehmen und auch unsere Branche lebt von den persönlichen Kontakten. Insofern ist die Präsenzmesse an der Stelle durch nichts zu ersetzen. Wir sind auch der Überzeugung, dass diese Interaktion mit Messebesuchern für uns auch wieder Impulse gibt für die Jahre danach. Deswegen stehen weiter zu den Präsenzmessen.
Wir werden auf der BAU in München vertreten sein – sogar mit einer Standfläche, die größer ist als sie es in der Vergangenheit war. Das ist ein ganz klares Bekenntnis unsererseits zu Präsenzmessen. Wir werden neben der BAU auch auf der EPF in Feuchtwangen sein und die Architect@work bespielen. Aber grundsätzlich muss man schon sagen: Aufgrund der Ergebnissituation, wie wir sie für dieses Jahr prognostiziert haben, haben wir schon kostenbewusst gewählt, auf welche Messen wir gehen und auf welche nicht. Wir haben tatsächlich im Vergleich zu 2019 die Anzahl der Messen, die wir bespielen, reduziert.
FT: Wie ist die Rückmeldung auf die neue Markenfamilie „The Art of Floor Systems“, die Sie 2022 vorgestellt haben. Sind die Konzernmarken näher zusammengerückt, wie man es sich erhofft hatte? Oder gibt es andere Folgen der Marken-„Neuordnung“?
Utz: Ich Großen und Ganzen muss man sagen, dass die neue Corporate Identity sehr gut ankam. Man sieht nicht nur, dass die Marken grafisch und gestalterisch, sondern tatsächlich auch in Bezug auf den Auftritt am Markt enger zusammengerückt sind. Das war ja auch wichtig, dass wir die Zugehörigkeit zum Familienunternehmen und zur Unternehmensgruppe Uzin Utz stärker hervorheben – auch das ist uns gelungen. Wir werden in den nächsten Monaten auch den Mehrmarkenverbund intern stärker spielen. Gerade die letzten zwei Tage hatten wir eine Gesamtvertriebstagung, bei der alle Marken aus ganz Deutschland in Würzburg in der Orange World von Pallmann zusammenkamen. Das ist schon auch ein Ergebnis des neuen Markenauftrittes, dass auch die Identifikation unserer Mitarbeiter, vor allem auch im Vertrieb, der Marken untereinander gestärkt ist. Ich glaube, es ist gerade vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Zeiten, die uns bevorstehen, wichtig, dass wir jetzt mehr denn je als Unternehmensgruppe unsere Stärke ausspielen, die wir im Markt haben. Durch die breiten Produktsortimente, die Markenvielfalt und auch durch die Stärke, die wir im Außendienst dank mittlerweile mehr als 120 Mitarbeiter verfügen. Genau das als Klammer umschließt eben auch unsere neue Markenarchitektur. Und da sind wir sehr stolz drauf.