24.10.2022

Sopro-Bauchemie: Im Baustoff-Bereich stärker Fuß fassen

Firmeninfos
Das Wachstum geht auch 2022 bei Sopro Bauchemie weiter – allerdings wegen schwieriger Rahmenbedingungen auf niedrigerem Niveau als erhofft. Wie der Geschäftsführer des Wiesbadener Unternehmens, Andreas Wilbrand, bei einem Pressegespräch Mitte Oktober in Mainz verkündete, wird der Umsatz im Geschäftsjahr 2022 Hochrechnungen zufolge bei 197,8 Mio. EUR liegen. „Dies entspricht einem Wachstum von 2 bis 3 % im Vergleich zum Vorjahr – also nicht den 7 bis 8 %, die wir sonst gewohnt sind“, sagte Wilbrand. Das Ziel für 2022 war eigentlich gewesen, die Marke von 200 Mio. EUR Umsatz zu knacken. Betrachte man die zusammengerechneten Umsätze der gesamten Sopro-Gruppe – also inkl. Auslandstöchter, Schwesterunternehmen und Exportaktivitäten – werde ein Umsatzwachstum um 3 % auf rund 280 Mio. EUR erreicht.

Laut aktuellen Erhebungen des Industrieverbands Klebstoffe (IVK) und der Deutschen Bauchemie liege der Marktanteil von Sopro bei Fliesen- und Platten-Verlegmörteln bei 31,4 % sowie bei -Verfugungsmörteln bei 28 %. Beim Fliesenkleber können die Wiesbadener einen Marktanteil zwischen 25,48 % und 34,45 % aufweisen. „Wachstum ist unsere DNA. Wir bauen unsere Kapazitäten, unsere Mitarbeiter und unser Sortiment nicht ab, sondern auf“, betonte Wilbrand. Er berichtete, dass der italienische Sopro-Mutterkonzern Mapei im Jahr 2022 wohl rund 4 Mrd. EUR Umsatz erzielen werde. „Wachstum wird auch unser zukünftiges Tun prägen.“

Sopro stellt hauptsächlich Verlegewerkstoffe für keramische Fliesen her – bei dem jüngsten Pressegespräch kündigte Geschäftsführer Wilbrand nun an: „Wir möchten im Baustoff-Bereich stärker Fuß fassen. Wir sind mit unserem Sortiment zu 70 bis 75 % in der Fliesentechnik unterwegs. Wir werden künftig unsere Kompetenz als Allrounder ausbauen.“ Hierbei wolle sich Sopro auch auf Zement-Fließestriche fokussieren, sagte Wilbrand auf Nachfrage von FussbodenTechnik: Dieser punkte mit einer geringen Dicke, einer sehr hohen Festigkeit und einem schnellen Einbau. Seit zwei Jahren bringe Sopro dieses Produkt auch in Big-Bags mit dem Fassunsvermögen von einer Tonne auf den Markt. „Wir diskutieren auch über die Einführung von Mix-Mobilen zum Pumpen von Fließestrich“, sagte Wilbrand. „Ich sehe hier große Chancen für uns. Wir beherrschen mineralische Produkte, wir haben gute Ideen für Baustoffe. Ich denke dabei vor allem an CO2-arme Estriche“, führte der Geschäftsführer weiter aus. Sopro setze stark auf Schnellestriche für Sanierungsprojekte. Zudem werde über die Herstellung von XPS-beschichteten Bauplatten diskutiert.

Umfangreiche Erweiterung der Produktions-Kapazitäten

Zum künftigen Wachstum von Sopro Bauchemie sollen auch die umfangreichen Investitionen am Hauptsitz in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden beitragen. Die Kapazitätserweiterung an der dortigen Produktionsanlage soll im Dezember 2022 abgeschlossen sein. Eine neue Mischerlinie wird die Jahresproduktionsleistung um ca. 70.000 t bauchemischer Mörtelprodukte erhöhen – auf insgesamt 180.000 bis 200.000 t pro Jahr: „Die Arbeiten werden die Produktionsstätte nicht nur zukunftsfähig machen, sondern zusätzliche Arbeitsplätze am Stammsitz im Rhein-Main-Gebiet sichern. Wir holen damit zuvor ausgelagerte Fertigungskapazitäten nach Wiesbaden zurück“, betonte Andreas Wilbrand. Sopro ist neben Deutschland mit Niederlassungen in Österreich, Polen, der Schweiz, Ungarn und den Niederlanden vertreten. Neben Wiesbaden befinden sich weitere Trockenmörtelwerke in Österreich und Polen.

Ein weiteres Zukunftsprojekt des Bauchemieherstellers trägt den Titel „Sopro 2.0“: Auf einem rund 22.000 m2 großen Grundstück neben dem Wiesbadener Zementwerk entsteht ein Komplex mit vier Gebäuden. Diese werden künftig Platz für Labore der Forschung & Entwicklung sowie der Anwendungstechnik bieten. Zudem werden dort die Verwaltung und ein integriertes Kundenschulungszentrum angesiedelt sein. „Damit starten wir die Zukunft der Sopro“, verkündete Wilbrand. Spatenstich für den Neubau im Industriegebiet Petersweg ist am 2. November 2022. In zwei Jahren sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Sopro werde auch weiterhin auf wichtigen Messen präsent sein, sagte Wilbrand. Sehr zufrieden zeigt er sich mit den Sopro-Messeauftritten im Jahr 2022 – auf der Galabau in Nürnberg und der Nordbau in Neumünster: „Wir haben dort unglaublich viel Zuspruch von Handwerkern erfahren.“ Die Wiesbadener werden sich zudem auf der Messe BAU 2023 präsentieren, die vom 17. bis 23. April in München stattfindet.

Sopro operiert in sehr schwierigem Marktumfeld

Weniger erfreulich als die wirtschaftliche Situation bei Sopro, sind die Rahmenbedingungen, unter denen die Wiesbadener agieren müssen. Geschäftsführer Wilbrand sprach von „ganz schwierigen Zeiten“, in denen sich die Branche derzeit befinde: Ukraine-Krieg, Lieferketten-Problematik, Inflation und Corona-Pandemie sind nur einige der immensen Herausforderungen. „Die Konjunkturerwartungen im Bauhauptgewerbe sind gedämpft bis pessimistisch.“ Die Anzahl der Bau-Genehmigungen werde einbrechen, vor allem bei Ein- und Zweifamilienwohnhäusern, sagte Wilbrand mit Blick auf die jüngsten Statistiken der großen Wirschaftsinstitute. Als Folge dessen werden die Auftragsbestände im Bauhauptgewerbe einknicken. „Der Baustellen-Stopp ist zum Glück wieder abgeflacht. Allerdings nehmen Insolvenzen und Konkurse gerade zu. Wir sehen heftige Verwerfungen.“ Die Herbstgutachten der Institute sagen voraus, dass Deutschland im Jahr 2023 in eine Rezession rutschen könnte (-0,4 % beim Bruttoinlandsprodukt) – hinzu kommen weiterhin steigende Verbraucherpreise (+8,8 %), die als Konsumbremse wirken, berichtete der Sopro-Chef. Die Baubranche werde 2023 weiterhin mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben – erst 2024 sei wohl mit einem leichten Aufwärtstrend zu rechnen, wenn alles optimal laufe, sagte Wilbrand und unterstrich: „Das wird kein einfaches Jahr 2023.“

Die Schere zwischen Modernisierung und Neubau werde weiter auseinander klaffen – zugunsten der Modernisierung. Wilbrand meinte, dass das Sanieren, Renovieren und Modernisieren in den kommenden Jahren als Kompensator für das eine oder andere Problem dienen könne. „Der Baubedarf ist allerdings ungedeckt. Wir haben zu wenig Bauunternehmen und zu wenig Handwerker. Fachkräftemangel ist das überbordende Thema, es fehlen 54.000 Gesellen im Handwerk. Als Folge liegen viele Projekte brach.“ Sopro engagiere sich in vielfacher Weise, um dem Fachkräftemangel im Fliesenleger-Gewerk entgegenzuwirken: etwa als Fördermitglied des Fachverbands Fliesen und Naturstein (FFN), der Fliesen-Nationalmannschaft und zahlreicher Innungen. Sopro-Mitarbeiter übernehmen Lehrtätigkeiten in Innungen, Berufsschulen und in der überbetrieblichen Ausbildung – ebenso Dozententätigkeiten an Hochschulen für Ingenieure und Planer/Architekten. Mit Blick auf den Fachkräftemangel regte Wilbrand an, die Art des Bauens in Deutschland auf den Prüfstand zu stellen: „Wir müssen an serielles, vorgefertigtes Bauen denken. Allerdings dürfen sich dabei die gesichtslosen Plattenbauten aus Ostdeutschland nicht wiederholen.“

Gaspreis-Steigerungen treffen Keramik-Industrie hart

Was die Branche derzeit vor allem hart treffe, seien die Preisexplosionen bei der Gasversorgung – infolge des Wirtschaftskrieges mit Russland. „Gasmangel herrscht in allen Bereichen. Eine Vervielfachung des Gaspreises ist die Folge. Industrie, Gewerbe und Verbraucher sind in heller Aufregung“, sagte Andreas Wilbrand. Allein die Mehrkosten der keramischen Industrie für Gas würden sich in Italien auf 2,5 Mrd. EUR belaufen, was etwa ein Drittel des gesamten Umsatzes ausmachen soll, nannte der Sopro-Chef ein drastisches Beispiel. Hinzu komme, dass die italienischen Keramikhersteller den wichtigen Rohstoff Ton nicht mehr aus der Ukraine beziehen könne, weshalb jetzt erst andere Quellen erschlossen werden müssen – sogar auch aus Argentinien. Keramische Fliesen aus Italien spielen eine gewaltige Rolle auf dem deutschen Markt: Sie haben dort einen Anteil von 47 % (ca. 63,9 Mio m2 von insgesamt 135,3 m2) – wobei es sich vor allem um hochpreisige Produkte handelt. Niedrig- und mittelpreisige Keramik sei laut Wilbrand heute Mangelware, aufgrund der genannten Probleme. Aufgrund der Energiekrise würden einige Fliesenhersteller mittlerweile ganze Produktionslinien abschalten.

Auch Sopro spüre massiv in den eigenen Trockenmörtelwerken in Deutschland, Österreich und Polen die gestiegenen Preise, führte Wilbrand aus: „Die Zementindustrie ist sehr gas- und ölintensiv.“ Die Kalkhersteller würden alle Gas zum Brennen verwenden. Diese gestiegenen Kosten müssen die Hersteller bauchemischer Produkte in gewisser Weise an ihre Kunden weitergeben: „Der Handel reagiert zunehmend genervt und aggressiv auf kurzfristige Preisanpassungen“, berichtete Wilbrand. Viele Preiserhöhungen würden von Marktteilnehmern ohne Einhaltung von Fristen, ohne nachvollziehbare Erklärungen und ohne Unterstützung in der produktbezogenen Preispflege (digital) erfolgen. Sopro habe im Jahr 2022 zweimal seine Preise anpassen müssen (März und August), allerdings nicht über alle Produkte hinweg – dies sei zudem mit mehrmonatigem Vorlauf kommuniziert worden.

Globale Lieferketten sind weiterhin gestört

„Neben den Preissteigerungen bei der Energieversorgung belasten uns weiterhin gestörte Lieferketten“, berichtete Wilbrand weiter. Die damit verbundenen Preissteigerungen bei Rohstoffen machte er am Beispiel von Lithiumcarbonat deutlich, das bei der Produktion schnellerhärtender Mörtel als Additiv benutzt wird: Dessen Preis stieg innerhalb eines Jahres von rund 10.000 auf mehr als 80.000 US-Doller pro Tonne an. Wie Wilbrands Geschäftsführer-Kollege Michael Hecker ergänzte, könne Sopro aber bei Lieferengpässen oder bei Gasknappheit von seinem internationalen Produktionsnetzwerk profitieren: „Es gilt, Rezepturen und Rohstoffe so zu gestalten, dass sie zumindest teilweise auch in anderen Werken funktionieren – etwa bei in unserem Kollegen in Polen, die ihr Gas aus Skandinavien beziehen und nicht aus Russland.“ Zudem verfolge Sopro schon seit Jahren keine Ein-Lieferanten-Strategie mehr, wie Hecker ausführte: Könne ein Rohstofflieferant aufgrund der Gaskrise nicht mehr produzieren, so hätte man noch Alternativen in der Hinterhand – am besten einen Lieferanten, der mit Öl befeuert.

Im Gegensatz zu den Rahmenbedingungen sei die Nachfrage an keramischen Fliesen beim Endkunden erfreulich, fuhr Wilbrand fort: Deren Anteil am Bodenbelags-Markt in Deutschland lag laut der großen Branchenverbände im Jahr 2020 bei 28 % – und sei damit stetig gewachsen. „Hauptkonkurrent ist der PVC-Boden. Aber auch dessen Hersteller leiden unter der aktuellen Krise.“ Sopro spreche sich in seiner aktuellen Kampagne klar für den Keramikboden aus und hebe dessen Qualitäten hervor: „Keramik ist ein nachhaltiges, wohngesundes und hochwertiges Produkt, das aus Tonen und Mineralien hergestellt wird. Es lässt sich gut ausbauen und recyceln.“ Bei der Verlegung keramischer Fliesen setzt Sopro ebenfalls auf wohngesunde Produkte: So verfügen die Wiesbadener über ein vollständiges Wohngesundheitssystem mit aktuell 40 vom Sentinel Haus Institut zertifizierten Produkten. Bei der Marke Racofix sind 29 Produkte ausgezeichnet. Zudem trägt eine Vielzahl an Sporo-Produkten das Umwelt-Siegel Emicode EC 1 Plus der Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV) – womit diese als sehr emissionsarm eingestuft sind.

Trotz der schwierigen globalen Lage gab sich Andreas Wilbrand abschließend optimistisch für das Jahr 2023: „Wir bringen uns mit Zuversicht, Stärke und Mut in den Markt ein.“

Rund 1.000 Besucher beim 11. Sopro Profitag

Als vollen Erfolg verbuchte Sopro Bauchemie den 11. Sopro Profitag, der erstmals in einer neuen Umgebung stattfand: der Halle 45 in Mainz. Der Leiter der Anwendungstechnik/Objektberatung, Mario Sommer, hatte zusammen mit seinem 41-köpfigen Team ein umfangreiches Programm zusammengestellt, bei dem Praxis und Technik im Mittelpunkt standen. Der Profitag richtete sich speziell an Fliesenleger. Insgesamt rund 1.000 Besucher nutzen die Chance, um am 18. und 20. Oktober 2022 an der Veranstaltung teilzunehmen. Sopro-Anwendungstechniker führten in drei Praxiszirkeln durch folgende Themen: Untergründe vorbereiten / entkoppeln, Abdichten und Verfugen. Zudem fanden Fachvorträge statt, in denen etwa Neues aus der Welt der Fliesentechnik oder die richtige Ernährung auf der Baustelle beleuchtet wurden. Zehn Industrie- und Systempartner unterstützten den Profitag und präsentierten sich dort mit eigenen Ständen.
 Sopro-Bauchemie: Im Baustoff-Bereich stärker Fuß fassen
Foto/Grafik: SN-Verlag
Sopro Bauchemie setzt seinen Wachstumskurs fort (von links): Marketingleiter Lutz Reitemeier, die beiden Geschäftsführer Andreas Wilbrand und Michael Hecker sowie der Leiter der Anwendungstechnik/Objektberatung, Mario Sommer, stellten die jüngsten Zahlen zur Unternehmensentwicklung beim Pressegespräch in Mainz vor.
 Sopro-Bauchemie: Im Baustoff-Bereich stärker Fuß fassen
Foto/Grafik: Sopro Bauchemie
Die Produktion in Wiesbaden wird umfangreich ausgebaut: Im Oktober 2022 wurden 14 neue Stahl-Silos mit einem Spezialkran in die bestehende Anlage eingesetzt.
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Foto/Grafik: Sopro Bauchemie
Auf einem rund 20.000 m2 großen Grundstück neben dem Wiesbadener Zementwerk entsteht ein Komplex aus vier Gebäuden. Diese werden künftig Platz für Labore der Forschung & Entwicklung sowie der Anwendungstechnik bieten. Zudem wird dort die Verwaltung angesiedelt sein. In den Räumen sollen Kunden-Schulungen stattfinden.
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Auf dem 11. Sopro Profitag führten Anwendungstechniker unter anderem das korrekte Abdichten vor.
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Bei einer weiteren Vorführung standen die Untergrundvorbereitung und das Entkoppeln im Mittelpunkt.
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Das richtige Verfugen wurde bei diesem Praxiszirkel erklärt.
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Die Halle 45 war beim Profitag sehr gut besucht. An beiden Tagen kamen insgesamt rund 1.000 Teilnehmer.
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