06.07.2021
Thomsit will sich international breiter aufstellen
Firmeninfos
2021 ist ein besonderes Jahr für die bei Bodenlegern beliebte Marke Thomsit: Seit 75 Jahren ist sie nun erfolgreich am Markt tätig. Zudem landete Thomsit dieses Jahr erstmals auf Platz 1 der jüngsten Großhandelsumfrage Verlegewerkstoffe, die in FussbodenTechnik 04/2021 veröffentlicht wurde. Im Interview berichtet der Direktor des Geschäftsbereichs Thomsit bei der PCI Gruppe, Holger Sommer, woher die Marke kommt, wo sie heute steht und wo sie in Zukunft hinwill.
FussbodenTechnik: Herr Sommer, 75 Jahre Thomsit sind ein Grund zum Feiern. Für welche Eigenschaften steht die Marke heute?
Holger Sommer: Die Marke Thomsit steht für konstant hohe Produktqualität und maximale Anwendungssicherheit. Das ist ein fundamentales Gut. Thomsit war und ist eine Marke, die eine führende Stellung im Bereich der Innovation hat. Wir nehmen Trends des Marktes auf und entwickeln innovative Produkte für unsere Kunden.
Unsere Vertriebspolitik ist sehr klar aufgestellt, unser Außendienst ist voll und ganz auf den Boden fokussiert. Deutschlandweit sind mehr als 40 Außendienst-Mitarbeiter im Einsatz – sie betreuen unsere Kunden und haben eine enge Vernetzung in den Markt. Diese und weitere Eigenschaften zahlen auf den Bekanntheitsgrad der Marke Thomsit ein. Bei der Großhandelsumfrage Verlegewerkstoffe belegen wir zusammen mit zwei Mitbewerbern Platz 1 – was uns sehr freut. Laut der Umfrage sind wir zudem die Bauchemie-Marke mit dem höchsten Verbreitungsgrad im Handel. Dies zeigt, dass wir von unseren Kunden sehr positiv wahrgenommen und bewertet werden. Wir wollen unsere Spitzenposition halten und in den Bereichen, in denen wir noch keinen Spitzenplatz haben, nachjustieren und uns stetig verbessern.
FT: Was glauben Sie, sind die Gründe für Ihr positives Abschneiden bei der diesjährigen Umfrage? Thomsit landete dabei ja zum ersten Mal auf dem Spitzenplatz.
Sommer: Für mich ist neben unserer Produktqualität die klare Ausrichtung unserer Vertriebsstruktur für unser sehr gutes Abschneiden ursächlich. Wir fokussieren uns allein auf unsere relevanten Zielgruppen: Bodenleger, Parkettleger, Raumausstatter und Maler – sowie den dazugehörigen Fachhandel. Bei der Umfrage belegt unser Außendienst ebenfalls den Spitzenplatz. Die Leistungen unserer technischen und kaufmännischen Vertriebsmitarbeiter werden somit vom Großhandel als wertstiftend wahrgenommen. Wir haben zudem viel in die Marke Thomsit investiert, wir sind wieder deutlich präsenter und aktiver im Markt unterwegs als in der Vergangenheit. Dafür steht unser Claim „Make it!“. Dieses Investment hat sich bezahlt gemacht: Wir haben die Marke Thomsit wieder deutlich gestärkt positioniert.
FT: Werfen wir einen kurzen Blick in die Vergangenheit. Thomsit wurde 1946 als Marke der Thompson-Werke gegründet, gehörte dann viele Jahre zu Henkel und seit 2017 zur Augsburger PCI Gruppe. Mit welchen Produkten hat Thomsit damals angefangen und wie hat sich das Portfolio verändert?
Sommer: Klebstoffe waren schon immer ein Kerngeschäft von uns. So wurde 1946 zu Beginn unserer Geschäftstätigkeit der Klebstoff A für Linoleum eingeführt. 1973 haben wir dann den ersten lösemittelfreien Kleber in den Markt gebracht. In den weiteren Jahren erweiterten wir unser Portfolio um spezifische Klebstoffe in verschiedenen Anwendungsfeldern. Heute sind unsere Klebstoffe wie beispielsweise K 188 S und K 190 F Benchmark-Produkte im Markt. Hauptumsatzträger sind mittlerweile – bedingt durch den Volumeneinsatz pro m
2 – die Spachtelmassen: Hierbei sticht vor allem unsere Premium-Spachtelmasse Thomsit XXL Power im Zementbereich hervor, im Gipsbereich heben wir uns mit der AS 1 ab.
FT: Inwieweit hat die Übernahme von Thomsit durch die PCI Gruppe vor vier Jahren Ihr Geschäft verändert?
Sommer: Vormals war Thomsit eingebettet in eine Mehrmarken-Organisation, wo neben dem Boden auch andere Baubereiche im Fokus standen. Ab 2017 erfolgte unsere Refokussierung rein auf den Boden. Vorteilhaft ist auch, dass wir seitdem auf das logistische Netzwerk der PCI Gruppe zurückgreifen können. Durch die Präsenz an den Standorten Augsburg, Hamm und Wittenberg sind wir sehr nah am Markt. Unsere Produkte sind an allen drei Orten vorrätig, wodurch wir unser Versprechen, innerhalb von 24 Stunden den Markt zu bedienen, einhalten können. An allen drei Standorten verfügen wir über Räumlichkeiten für Schulungen und Kundenveranstaltungen. Ein großer Vorteil ist auch, dass die PCI Gruppe stark in die Marke Thomsit investiert hat. Seit 2017 haben wir unser Erscheinungsbild modernisiert und auch zahlreiche neue Produkte auf den Markt gebracht.
FT: Sind die Grenzen zwischen PCI und Thomsit mittlerweile fließend?
Sommer: Nein. Es ist mir wichtig zu betonen, dass PCI und Thomsit zwei im Auftritt nach außen getrennte Marken unserer Gruppe sind: PCI als Leitmarke für den Bereich keramische Fliese und Bau; Thomsit als Leitmarke für den Bereich Fußbodentechnik. Beide Marken haben ganz unterschiedliche Zielgruppen im Fokus. Thomsit hat einen eigenen Vertrieb und ein eigenes Marketing – zudem wird es separat geführt. Thomsit-Produkte sind von der Rezeptur her absolut verschieden von PCI-Produkten.
FT: Thomsit gehörte als Marke der PCI Gruppe bis 2020 ja noch zum Großkonzern BASF. Durch den Verkauf der Bauchemiesparte der BASF an den globalen Finanzinvestor Lone Star wurde die PCI Gruppe in die MBCC Group eingegliedert. Wie hat dies Ihr Tagesgeschäft verändert?
Sommer: Wir haben bei der BASF bereits ein großes Maß an Autonomie besessen – das ist auch bei der MBCC Group weiterhin der Fall. Nun sind wir Teil eines Konzerns, der rein auf den Bausektor ausgerichtet ist. Der Fokus der MBCC Group liegt klar auf Wachstum. Die MBCC Group plant, in unser Geschäft weiter umfangreich zu investieren. Die Marken PCI und Thomsit fühlen sich da sehr wohl.
FT: Das klingt alles sehr positiv. Wo sehen Sie noch Verbesserungsmöglichkeiten?
Sommer: Wichtig ist mir, die Marke Thomsit künftig international noch breiter aufzustellen. Neben unserem Kernmarkt Deutschland sind wir momentan mit operativen Einheiten in den Benelux-Ländern, Tschechien und der Slowakei vertreten. Es gilt, weitere Märkte zu erschließen und alte Kontakte zu revitalisieren. Welche Länder ich konkret im Blick habe, möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten – wir sind aber stark an dem Thema dran und werden Schritt für Schritt vorangehen.
FT: Wo sehen Sie künftige Herausforderungen für die Marke Thomsit? Wie haben die Coronakrise und die mittlerweile eingetretenen Lieferschwierigkeiten bei einer Vielzahl von Rohstoffen Ihr Geschäft beeinflusst?
Sommer: Wir sind natürlich auch während der Coronakrise mit unseren Kunden in Kontakt geblieben. Allerdings konnten wir oftmals nicht, wie üblich, direkt mit ihnen kommunizieren. Wir haben dann über die digitalen Medien den Kundenkontakt gehalten. Wenn es möglich war, kamen auch physische Kontakte zustande, aber natürlich nicht in dem für uns sonst üblichen Umfang: Die Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter stand und steht für uns an erster Stelle.
Was uns jetzt trifft, ist das Problem der Warenverfügbarkeit: Diese Krise resultiert aus dem sprunghaften Anstieg der Nachfrage an Bauprodukten in Asien und den USA, der Containerknappheit und mehreren Force-Majeure-Ereignissen bei den Rohstofflieferanten. Dieses Thema wird uns sicher auch noch bis weit ins dritte Quartal 2021 beschäftigen. Zusammen mit unseren Lieferanten geben wir unser Bestes, um die Versorgung unserer Kunden sicherzustellen. Dabei können wir jedoch nicht ausschließen, dass es temporär zur Nichtverfügbarkeit bestimmter Produkte kommen kann. Diese Herausforderung können wir nur gemeinschaftlich mit der Zulieferindustrie, dem Handel und dem Verarbeiter lösen.
FT: Zahlreiche Unternehmen der Bauchemie- und der Fußboden-Branche mussten die gestiegenen Rohstoffpreise an ihre Kunden weitergeben. Thomsit ebenfalls?
Sommer: Ja, auch wir mussten in 2021 eine zusätzliche unterjährige Preisanpassung durchführen.
FT: Reden wir zum Abschluss über etwas Erfreuliches: Wie wird das Thomsit-Team das Jubiläumsjahr 2021 feiern?
Sommer: Es gibt eine Vielzahl an Kundenmaßnahmen in diesem Jahr, etwa den Power Race für einen wohltätigen Zweck im Mai oder unser attraktives Gewinnspiel, das auch weiterhin bis zum Jahresende läuft. Wir bieten das ganze Jahr über ein vielfältiges Bündel an physischen und digitalen Aktionen an, um mit unseren Kunden das tolle Ereignis „75 Jahre Thomsit“ zu feiern.
FT: Was sind Ihre Ziele für die nächsten 75 Jahre der Marke Thomsit?
Sommer: Wir wollen die Marke Thomsit weiter stärken und in sie investieren. Es gilt, unsere Marktanteile national wie auch international zu steigern: Unsere grundsätzliche Zielsetzung ist Wachstum. Wir möchten unsere Innovationskraft weiter befeuern und mit innovativen Produkten punkten. Wir setzen künftig auf einen Mix aus physischen und digitalen Maßnahmen, um unsere Kunden zu erreichen. Wir glauben dabei aber weiterhin an den Erfolg von physischen Messen und Präsenzschulungen.
Es ist zudem entscheidend, unsere starke Marke in einer neuen Generation von Verarbeitern zu verwurzeln. Ich sehe hier deutlich einen fortschreitenden Generationenwechsel. Wir wollen unsere Kunden auch in den kommenden 75 Jahren von der Marke Thomsit begeistern und die Verarbeiter zufriedenstellen.
Vita: Holger Sommer
Der 49-jährige Holger Sommer leitet seit 2017 als Direktor den Geschäftsbereich der Marke Thomsit. Der Diplom-Kaufmann stieg nach seinem Studium in die Bauzulieferindustrie ein. Er war zunächst einige Zeit in der Zementindustrie und anschließend für fünf Jahre im Trockenmörtel-Bereich tätig. Seit 2008 ist er bei der PCI Gruppe beschäftigt, zu der die Marke Thomsit seit 2017 gehört. Dort arbeitete Sommer in verschiedenen Funktionen im nationalen und internationalen Geschäft – auch bei der BASF, dem damaligen PCI-Mutterkonzern. Holger Sommer hat sein Büro am Hauptsitz der PCI Gruppe im bayerischen Augsburg.
Das Interview führte Sebastian Musolf