08.12.2020

Zwei Süddeutsche freuen sich über den Titel

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Der Bundesverband Parkett und Fussbodentechnik (BVPF) hat am 30. Oktober 2020 seinen diesjährigen Bundesleistungswettbewerb der Parkett- und Bodenleger veranstaltet. Austragungsort war die Staatliche Berufsschule Neustadt an der Aisch in der Nähe von Nürnberg. Der Wettbewerb fand unter Corona-Bedingungen statt: Es waren keine Zuschauer und keine Sponsoren-Vertreter vor Ort zugelassen. 37 Sponsoren unterstützten die Veranstaltung, bei der insgesamt elf junge Handwerker gegeneinander antraten. Am Ende hatten zwei Süddeutsche die Nase vorn.

Mit Regina Fraunhofer und Leonhard Lehner kamen vergangenes Jahr beide Sieger des Bundesleistungswettbewerbs der Parkett- und Bodenleger 2019 aus Bayern. Daher war die Freude groß, dass der Wettbewerb nach diesem grandiosen Erfolg nun dieses Jahr in Bayern stattfinden sollte – genauer gesagt: an der Staatlichen Berufsschule Neustadt an der Aisch in Mittelfranken. Und auch 2020 stand ein Bayer auf dem Siegertreppchen, der eben diese Berufsschule besucht hatte. Der 20-jährige Jonas Veh sicherte sich bei den Bodenlegern den Bundessieg und ließ seine beiden Konkurrenten hinter sich. Und das trotz starken Handicaps: Jonas Veh trat bei dem Wettbewerb an, obwohl er sich zuvor einen Kreuzbandriss zugezogen hatte – eine echte Kämpfernatur. Und auch die Bundessiegerin der Parkettleger kam aus Süddeutschland: Die 20-jährige Lisa Kujau hatte die Gewerbliche Schule in Ehingen in Baden-Württemberg besucht und sich in Neustadt in einem spannenden Wettkampf gegen insgesamt sieben Konkurrenten durchgesetzt.

Der Bundesleistungswettbewerb hing dieses Jahr sprichwörtlich am seidenen Faden: Beinahe wäre die Veranstaltung, bei der sich die jahrgangsbesten jungen Gesellen der jeweiligen Bundesländer miteinander messen, abgesagt worden – aufgrund der stark angestiegenen Infektionen mit dem Corona-Virus in ganz Deutschland. Daran erinnerte der Leiter der Bundesfachgruppe Aus- und Weiterbildung beim BVPF, Tobias Michalak, bei der abendlichen Siegerehrung in der Gastwirtschaft Kohlenmühle in Neustadt. In Gesprächen mit der Verbandsspitze konnte in letzter Minute noch ein Kompromiss gefunden werden: „Wir machen das Ganze nicht-öffentlich“, sagte Michalak. Damit waren bei dem Wettbewerb keine Zuschauer und keine Sponsoren-Vertreter zugelassen, die jungen Handwerker durften nur eine Begleitperson mit nach Bayern nehmen. „Wir haben großes Glück gehabt, wir sind knapp davon gekommen“, sagte Michalak mit Blick auf den deutschlandweiten zweiten Lockdown, der drei Tage später, am 2. November 2020, vollzogen wurde. Dann wäre die Ausrichtung eines solchen Wettbewerbs nicht mehr möglich gewesen.

Diese Chance gibt es nur einmal im Leben

„Die Chance, hierher zu kommen, haben Sie nur einmal im Leben. Sie machen hier eine Erfahrung, von der Sie noch in 30 Jahren sprechen werden“, sagte Michalak zu den elf Teilnehmern. „Ihr seid tolle Leute, die weit gekommen sind.“ Daher sei es für alle Beteiligten gut gewesen, die Sache durchzuziehen – wenn auch unter anderen Rahmenbedingungen als bei den sechs öffentlichen Bundesleistungswettbewerben zuvor. „Die Leidtragenden waren vor allem unsere 37 Sponsoren. Hut ab: Keiner hat seine Unterstützung für unseren Wettbewerb zurückgezogen, nachdem wir die Öffentlichkeit ausgeschlossen hatten“, berichtete der Bundesfachgruppenleiter. Er dankte zudem Schulleiterin Bettina Scheckel und den Lehrern Germann Kirschbaum und Ludwig Memhardt für die Organisation der Veranstaltung vor Ort.

Auch die Neustädter Schulleiterin griff die aktuelle Covid 19-Pandemie auf. Bettina Scheckel berichtete, wie sie sich vor 14 Monaten das erste Mal mit dem Thema Bundesleistungswettbewerb beschäftigt hatte. Damals sei Corona noch kein Thema gewesen. Als sich in den vergangenen Wochen die Infektionsfälle in der Region häuften, sei die Anspannung gestiegen. „Ich sagte: Wir bleiben dabei. Wir ziehen den Bundesleistungswettbewerb durch. Wir machen das für die jungen Leute, die sich darauf vorbereitet haben“, sagte die Schulleiterin. Auch sie befürwortete den gefundenen Kompromiss der Nicht-Öffentlichkeit der Veranstaltung. Außer in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen mussten die Teilnehmer in den Schulgebäuden zudem einen Mund-Nasen-Schutz tragen – ebenso das Organisationsteam und die Begleitpersonen.

Dann stieg die Spannung in dem urigen Ambiente der Kohlenmühle. Tobias Michalak vergab die diesjährigen Designpreise: Die Auszeichnungen für die optisch schönsten Gesellenstücke gingen 2020 an den Parkettleger Yannik Wilde aus Nordrhein-Westfalen und den Bodenleger Christoph Howe aus Niedersachsen.

Bodenleger-Sieger tritt trotz eines Kreuzbandrisses an

Dann stand die Kürung von Deutschlands bestem Bodenleger an. „Ihr habt sehr gut zusammengearbeitet. Es war einfach schön, euch zuzusehen“, sagte der Bundesfachgruppenleiter zu den drei Teilnehmern. Unter großem Applaus verkündete Michalak den Bundessieger: Jonas Veh aus Bayern. „Es stand auf der Kippe, ob er wegen seines Kreuzbandrisses überhaupt antreten konnte – aber er hat durchgehalten und gekämpft“, sagte der Bundesfachgruppenleiter anerkennend.

Sehr spannend wurde es bei den Parkettlegern: „Die ersten drei Plätze haben sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Es war unheimlich eng, am Ende haben nur wenige Punkte entschieden“, sagte Michalak. Und so siegte Lisa Kujau vor dem Schleswig-Holsteiner Fritz Anton Führer und dem Bayern Felix Schöfberger. „Ich hätte überhaupt nicht damit gerechnet“, sagte die 20-Jährige nach der Siegerehrung. „Ich bin das Ganze ganz entspannt angegangen – es ist ja etwas anderes als eine Gesellenprüfung“, berichtete die Bundessiegerin, die sich freute, in die Fußstapfen von Regina Fraunhofer treten zu können. „Ich habe gezittert, dass es bei der zweiten Aufgabe mit dem Verschweißen klappt. Das habe ich zuletzt im ersten Lehrjahr gemacht“, erzählte die baden-württembergische Landessiegerin. Und auch Jonas Veh habe nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet. „Ich habe mich selbst nicht unter Druck gesetzt und mir gesagt: Dritter wirst du auf jeden Fall“, sagte der 20-Jährige und lachte.

Und Bundesfachgruppenleiter Tobias Michalak sagte abschließend zu allen Teilnehmern: „Bleibt dem Handwerk treu. Das Handwerk braucht starke junge Leute – das seid Ihr.“ Jeder der Teilnehmer könne nun beim Bundeswirtschaftsministerium ein Stipendium in Höhe von 7.400 EUR für seine berufliche Weiterbildung beantragen.

Teilnehmer müssen jeweils zwei Aufgaben meistern

Die elf jungen Handwerker mussten in Neustadt je zwei Aufgaben erledigen – für die erste hatten sie vier Stunden, für die zweite zwei Stunden Zeit. Jeder der Teilnehmer gab am Wettkampftag sein Bestes. Am Ende machten nur wenige Punkte, die die fünfköpfige Jury vergab, den Unterschied aus. Und so konnte sich jeder freuen, an diesem erstklassigen Wettbewerb teilgenommen zu haben – dieses Jahr unter ganz besonderen Bedingungen.

Die Gewinner

Parkettleger
1. Lisa Kujau aus Baden-Württemberg (Ausbildungsbetrieb Bembé Parkett, Siegen)
2. Fritz Anton Führer aus Schleswig-Holstein (Ausbildungsbetrieb Willi Schorisch, Wesseln)
3. Felix Schöfberger aus Bayern (Ausbildungsbetrieb Parkett Schmidt, Berglern)

Bodenleger
1. Jonas Veh aus Bayern (Ausbildungsbetrieb Veh, Ulsenheim)
2. Christoph Howe aus Niedersachsen (Ausbildungsbetrieb Bodenbeläge Lars Lohalm, Salzhausen)
3. Timo Koch aus Berlin (Ausbildungsbetrieb Schiefelbein & Magel Raumgestaltung, Berlin)

Gewinner des Designpreises „Die gute Form“
• Parkettleger Yannik Wilde aus Nordrhein-Westfalen (Ausbildungsbetrieb Bodenbeläge Breuer, Simmerath)
• Bodenleger Christoph Howe aus Niedersachsen (Ausbildungsbetrieb Bodenbeläge Lars Lohalm, Salzhausen)

Von Sebastian Musolf
 Zwei Süddeutsche freuen sich über den Titel
Foto/Grafik: SN-Verlag
Lisa Kujau ist Deutschlands beste junge Parkettlegerin 2020. Sie hat die Gewerbliche Schule in Ehingen in Baden-Württemberg besucht.
 Zwei Süddeutsche freuen sich über den Titel
Foto/Grafik: SN-Verlag
Das ist Bodenleger-Bundessieger Jonas Veh aus Bayern mit seinen beiden Arbeitsplatten.
 Zwei Süddeutsche freuen sich über den Titel
Foto/Grafik: SN-Verlag
Parlettleger Yannik Wilde aus Nordrhein-Westfalen nimmt am Ende den Designpreis für das schönste Gesellenstück mit nach Hause
 Zwei Süddeutsche freuen sich über den Titel
Foto/Grafik: SN-Verlag
Fritz Anton Führer aus Schleswig-Holstein ist in die zweite Aufgabe der Parkettleger vertieft.
 Zwei Süddeutsche freuen sich über den Titel
Foto/Grafik: SN-Verlag
Wettbewerb unter Corona-Bedingungen: Nur die Prüfer (Mitte) und die Begleitpersonen (links) der Teilnehmer dürfen während des Wettbewerbs anwesend sein.
 Zwei Süddeutsche freuen sich über den Titel
Foto/Grafik: SN-Verlag
Auch Bodenleger Christoph Howe aus Niedersachsen kann sich über einen Designpreis freuen.
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